15.01.2024 - Stammtisch mit Małgorzata Pawłowska und Rosa Ji-Hyun Taubitz
Von lyrisch bis dramatisch
Auch in diesem Jahr freut sich der Förderverein auf interessante Begegnungen zu den Stammtischen. Den Auftakt bildete die Opernsängerin Małgorzata Pawłowska, die schon Gast bei uns war. Nach einer kurzen Begrüßung durch unseren Vereinsvorsitzenden gab dieser die Moderation an Patrick Pühn ab. Frau Pawłowska wurde dabei von Rosa Ji-Hyun Taubitz am Klavier begleitet, die seit dieser Spielzeit Studienleiterin am Theater ist. Die „Briefszene der Tatjana“ aus „Eugen Onegin“, in der sich Tatjana nach langem Kampf durchringt, sich auf einen fremdartigen und zugleich faszinierenden Mann einzulassen, gehört zu den feinfühligen Stücken Tschaikowskys. Mal laut, mal leise, mal lyrisch, mal dramatisch – beide Frauen ließen große Gefühle zu und erhielten tosenden Beifall.
Im anschließenden Gespräch mit Herrn Pühn erzählten sie von ihrem Werdegang. Frau Pawłowska ist seit vier Jahren am Haus und war ursprünglich für die Elsa in Wagners „Lohengrin“ angedacht, das aber aufgrund der Corona-Pandemie nicht aufgeführt wurde. Sie hat nach dem Studium für zwei Jahre in einem Cabaret gearbeitet und erfolgreich an Gesangswettbewerben teilgenommen. Frau Taubitz stammt aus Korea, absolvierte ihr Studium in Sydney und Stuttgart und war bereits an zahlreichen Theatern in Deutschland engagiert. Als Studienleiterin ist sie am Theater Plauen-Zwickau für die musikalische Einstudierung mit den Solisten zuständig. Schnell hat sie einen Draht zu ihnen gefunden: „Wo die Sänger sind, bin ich da.“
Von Rusalka bis Rosalinde
Herr Pühn lobte die große Spielfreude Frau Pawłowskas, die aus ihren Cabaret-Erfahrungen und ihrem Wunsch nach interessantem Theater kommt: „Wir versuchen, immer alles zu machen.“ Sie hat Spaß an starken Frauenrollen, und sie versucht, für diese Partie zu kämpfen, also auch für die Figur in der Rolle einzutreten, ihre Brüche und ihre Entwicklung glaubhaft darzustellen. Das Publikum durfte sie schon als Rusalka, Manon, Agathe und zuletzt als Rosalinde in der „Fledermaus“ erleben. Sie fühlt sich wohl in Zwickau, findet hier Ruhe und ist dankbar für die Freundlichkeit der Menschen.
Frau Taubitz bestätigte das und sieht das Theater in der Mitte der Gesellschaft. Mit einem Augenzwinkern gab sie allerdings auch zu, mehr im Theater als zu Hause zu leben.
Im Folgenden wurde das Wort auf die aktuelle „Freischütz“-Produktion gelegt, und Herr Pühn wollte wissen, wie die kontrovers besprochene Inszenierung bei den Beteiligten ankommt. Für Frau Pawłowska ist Agathe eine komplizierte, aber auch starke Frau, die alles allein schaffen möchte, jedoch (nicht nur aufgrund des Rollstuhls) in ihrem Leben blockiert ist. Das macht sie nahbar und sympathisch, da auch Frau Pawłowska der Kontakt zum Publikum sehr wichtig ist. Sie möchte durch ihr Spiel interagieren, und sie freut sich über Reaktionen, die dann auf der Bühne für noch mehr Motivation sorgen.
Aus der Welt nach Zwickau
Beide Frauen, die die Oper als ihren Favorit sehen und die sich mit der deutschen Sprache angefreundet haben, loben das Theater Plauen-Zwickau. Małgorzata Pawłowska, die von ihrer Agentin auf das hiesige Theater angesprochen wurde, ist besonders vom vielfältigen Repertoire angetan, das viel größer als in ihrem Heimatland Polen ist. Das Vorsingen, das normalerweise in mehreren Phasen verläuft, erstreckte sich bei ihr auf drei Stunden. Der Generalmusikdirektor ließ sie sogar wieder mit dem Zug zurückfahren, weil er sie unbedingt singen lassen wollte. Kaum engagiert, kam Corona. Endlich hatte sie den Festvertrag, auf den sie in Polen wartete, dann war erstmal Stillstand angesagt.
Frau Taubitz, deren Mann ebenfalls am Haus beschäftigt ist und hier als 1. Kapellmeister wirkt, erhielt ebenfalls einen Anruf. Der Generalintendant lud sie zur Probearbeit ein. Beide Frauen lernten sich dort kennen, weil Frau Pawłowska absichtlich schlecht singen musste. Die erforderlichen Korrekturen überzeugten, sie erhielt die Stelle und trat die Nachfolge Matthias Spindlers an.
Was ist wichtig für einen Sänger vor der Vorstellung? Małgorzata Pawłowska ist gerne früh da, genießt die Atmosphäre und setzt auf feste Rituale wie „Keks und Kaffee“. Sie freut sich auf ihre Traumrolle in der nächsten Spielzeit, auch wenn noch nicht verraten wurde, was sie singen wird.
Wir freuen uns jedenfalls auf weitere Begegnungen, wünschen beiden alles Gute und möchten unsere Vereinsmitglieder ermutigen, unsere Stammtische zu besuchen. Es lag wohl an den frostigen Temperaturen und der Erkältungszeit, dass einige Stühle leer blieben.